Im vergangenen Schützenjahr war der ehemalige Vorsitzende des Wiefelsteder Schützenvereins auch Schützenkönig. Doch welche Aufgaben beinhaltet dieses Amt eigentlich?
Drei Stunden musste das Wiefelsteder Schützenvolk am vergangenen Samstag ohne König auskommen. Die Zeit auf dem Schützenthron war für Dirk Siemen abgelaufen, sein Nachfolger Dieter Jürgens musste samt Königshaus erst proklamiert werden.
Das Warten sollte sich aber lohnen, denn der neue König nahm das Zepter vor den Augen der Bevölkerung auf dem vollen Schützenplatz an. Dieter Jürgens kann sich nun über 1500 Euro Königsgeld und eine königliche Versicherung freuen. Aber es warten auch einige Pflichten auf ihn.
Dirk Siemen war bereits 2003 schon einmal König – drei Jahre danach 1. Ritter und wiederum 2015 2. Ritter – und betrat somit 2018 kein Neuland, als er wieder den Thron besteigen durfte. Doch wie wird man eigentlich Schützenkönig? Zuerst gibt es ein Königsschießen unter den Mitgliedern des gastgebenden Vereins. Dabei wird berücksichtigt, dass man vorher mindestens zehn Jahre kein König gewesen ist – sonst kann man nicht gewinnen.
„Diese Frist wurde vor ungefähr 30 Jahren eingeführt“, erinnert sich Dirk Siemen. „Es wurden gewisse Leute immer wieder Schützenkönig. Das wollte man verhindern und verlängerte die Sperre von fünf auf zehn Jahre.“ Wer sich auf der Teilnehmerliste trotz Sperre nach oben schießt, wird 1. Ritter – sofern er das nicht auch bereits war.
Ist der neue König proklamiert, bekommt dieser einen Laufplan vom Vorstand des Schützenvereins. Der beinhaltet diverse Aufgaben, die über das Schützenjahr verteilt sind: zum Beispiel befreundete Schützenvereine und andere Feierlichkeiten wie den Schützenball besuchen.
Die Proklamation ist für den Wiefelsteder Verein äußerst wichtig. „Es gab schon mal einen Anwärter vor ungefähr sechs Jahren, der König werden sollte. Der war aber wenigstens so ehrlich und sagte, dass er nach dem Schützenfest drei Wochen im Urlaub sei.“ So wurde ein anderer König proklamiert. „Der König ist schließlich zum Repräsentieren da.“
Am Schützenfestsamstag, 10. August, geht es ins Rathaus. Dort folgt die Schlüsselübergabe von Wiefelstedes Bürgermeister Jörg Pieper an den neuen König – also: Dieter Jürgens. Der hat für drei Tage die symbolische Gewalt über die Gemeindeverwaltung. Erst am Dienstag, 12. August, geht der Schlüssel zurück.
Die laut Dirk Siemen größte Aufgabe des Königs folgt in den Morgenstunden des Schützenfestsonntags. Um 8 Uhr weckt der vereinseigene Spielmannszug „Brass and More“ den König auf musikalische Art und Weise. Dann wird gemeinsam gefrühstückt. Anschließend wird es in der Straße des Königs schon mal voller. Es sind nämlich nicht nur die Ritter anwesend, sondern auch die Nachbarschaft des Königs. Findet man keinen Platz, um das Frühstückszelt aufzubauen, wird von den Schützen schon mal die Straße gesperrt. Um 13 Uhr wird dann der König beim Gasthof abgeholt und empfängt die auswärtigen Vereine. Am Montag stellt sich Dieter Jürgens noch den Jungschützen.
Wenn der 67-jährige Wiefelsteder Dirk Siemen einen Wunsch frei hätte, so wäre es, dass der eigene Spielmannszug, aber auch alle anderen Züge beim Marschieren wieder Marschmusik spielen: „Viele wissen bei der neuen Musik nicht, wie sie marschieren und treten sollen. Schön wäre es für alle Schützen, wenn sie einheitlich wieder eingeführt werden würde.“
Die Marschlänge ist indes in Wiefelstede durchaus überschaubar. „Wir wollen unsere Gäste nicht durch den Ort jagen“, verspricht Dirk Siemen. Der Marsch geht über eine Strecke von 600 Metern.
Nur lobende Worte hat der ehemalige Schützenkönig für Hauptmann Marcus Müller. „Er sorgt für den einheitlichen Look“, erklärt Dirk Siemen. Das sei aber noch nicht alles. Müller sei es ebenso, der bei auswärtigen Märschen jedes Mal eine Wiefelsteder Delegation zusammenstelle und so die Außendarstellung des Clubs organisiere.
Text & Bild:Niklas Grönitz
Quelle: NWZonline