Wer schafft es an die Wand der Könige?
Zum 125-jährigen Bestehen dürfte die Königswürde besonders begehrt sein. Auch Jubiläumskönige von vor 25 und vor 50 Jahren treten an.
Wer die Wiefelsteder Schützenhalle betritt und sich nach rechts wendet, der findet sie an der Wand – Fotos aller Wiefelsteder Schützenkönige seit 1950 und ihre Ritter, Eine chronologische Ordnung ist nicht zu erkennen. „So können die Leute ein bisschen suchen“, lacht Schützenpräsident Dirk Siemen. Am Samstag, 4. August, wird sich beim Königsschießen zeigen: Wer schafft es im Jubiläumsjahr 2018 an die Wand der Könige? Schließlich feiert der Schützenverein Wiefelstede sein 125-jähriges Bestehen.
„Nicht drauf angelegt“
Vor 25 Jahren – 1993 – holte sich der Wiefelsteder Ingo Janßen die Königswürde. „Ich hatte es nicht drauf angelegt und habe auch nicht absichtlich danebengeschossen“, erzählt der heute 50-Jährige mit gewohnt unbewegter Miene in der Schützenhalle. Geübt hatte er vorher nicht. „Das tut er nie“, weiß Dirk Siemen. Genau das scheint einige der Mitstreiter denn auch regelmäßig nervös zu machen, wird berichtet. Vor 25 Jahren machten beim Königsschießen in allen Klassen gut 100 Kandidaten mit. Janßen wurde Schützenkönig mit „nur“ 28 von 30 möglichen Ringen. „Da hatten wohl einige den Flattermann und hielten das Gewehr nicht ruhig genug“, flachst Janßen. Natürlich wird er auch am 4. August in der Schützenklasse antreten – und vorher im Gegensatz zu vielen anderen im Verein wieder nicht üben, sagt er.
Das Königsschießen findet am Samstag, 4. August, statt – eine Woche vor dem 125. Wiefelsteder Schützenfest (10. bis 13. August). Um 15 Uhr treffen sich die Schützen bei Rabes Gasthof und marschieren von dort zur Schützenhalle – begleitet vom Spielmannszug „Brass & More“. Um 15.30 Uhr werden die alten Majestäten aus ihren Ämtern entlassen und das Königsschießen beginnt. Um etwa 18 Uhr werden dann die neuen Majestäten proklamiert – viele Wiefelsteder schauen dabei zu. Um etwa 19.30 Uhr beginnt im „Blauen Engel“ auf dem Schützenplatz an der Gristeder Straße die öffentliche Königsfeier. Beim Königsschießen treten nicht nur Kandidaten der Schützenklasse an: Auch die Frauen, die Senioren, die Junioren, die Schüler/Jugend, der Spielmannszug „Brass & More“ sowie die Kinder beim Lichtpunktschießen ermitteln beim Königsschießen in Wiefelstede ihre jeweils eigenen Majestäten – die Erwachsenen bis runter zu den Junioren mit dem Kleinkalibergewehr auf 50 Meter. Maximal 30 Ringe sind da möglich. |
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Schon 1992 hatte der Wiefelsteder die Königswürde errungen. Es war sein erstes Königsschießen, bei dem er in der Schützenklasse antrat. Dass er 1993 überhaupt mitschießen durfte, ist der Aufhebung der üblichen Zeitsperre in dem Jahr zu verdanken. Normalerweise dürfen in Wiefelstede Schützen und Damen des Königshauses für mehrere Jahre das jeweilige Amt nicht mehr bekleiden – die Schützen für zehn, die Damen für fünf Jahre. Offizielle Begründung dafür ist, dass nicht immer nur die guten Schützen im Verein ins Königshaus kommen sollen. Für das Jubiläumsjahr 2018 wurde die Sperre erstmals wieder aufgehoben, so dass am 4. August jeder König oder Königin werden kann. Vor 50 Jahren KönigGerade kommt Willy Mönnich in die Schützenhalle. Schließlich ist Trainingsabend und der 82-Jährige schießt in der Schützenklasse immer noch bei Wettbewerben mit. „Ich war vor 50 Jahren Jubiläumskönig“, sagt der Wiefelsteder – genau in dem Jahr, in dem Ingo Janßen geboren wurde. Mönnich kann gar nicht glauben, dass seine Regentschaft schon 50 Jahre zurückliegt: „Ich habe seitdem so viel erlebt im Verein, die Zeit ist wirklich wie im Fluge vergangen.“ Auch er will mitschießen am 4. August. Allerdings weiß er noch nicht, ob er bei den Schützen oder bei den Senioren antreten wird. Der Schützenpräsident hatte der 45 Mann starken Seniorenabteilung nämlich einen Grillabend versprochen, wenn sie am 4. August mit 40 Mann teilnimmt. Der „Flurfunk“ meldet, dass die entsprechende „Rekrutierungsaktion“ bei den Senioren bereits läuft. |
Bild & Text : Claus Stölting
Quelle: NWZonline